Yoga- Corona und Quarantäne

Dez 27, 2020

Yoga- Corona und Quarantäne

Heute möchte ich euch von meiner Erfahrung in Quarantäne mit Kleinkind aufgrund unserer Covid-19 Erkrankung berichten.
Aus Sicht einer Yogini, Schwangeren, und ganz normalen Frau=)!

Bereits einige Tage vor unserem Coronatest zeigten sich bei mir die ersten Symptome, die genauso gut Anzeichen einer Grippe hätten sein können: starke Kopfschmerzen, Augenschmerzen und Abgeschlagenheit. Da sich die Coronafälle in der Kita unseres Sohnes häuften, reduzierten wir schon vor der Anweisung zu Testung unsere Kontakte drastisch.

Endlich erhielten wird schließlich eine Art Berechtigungsschein für unseren Sohn, sich auf Corona testen zu lassen. Da ich jedoch zu diesem Zeitpunkt schon Symptome hatte und inzwischen auch Fieber dazu gekommen war, konnte ich einen netten Gesundheitsamtbeamten dazu ermutigen, mir auch eine Erlaubnis zur Testung zu erteilen- ohne mit Kind und als Schwangere Frau einen passenden Arzt zu finden, der mir, . .

Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig ist, sich testen zu lassen.

Das Ergebnis des Abstrichs erreichte uns 1,5 Tage nach Testung: positiv. Was das wirklich bedeutete, realisierte ich erst später.

Der Kleine war super fit und aktiv- wie immer. Ich dann schon gar nicht mehr. Einen Tag später verlor ich schließlich auch den Geruchs- und Geschmackssinn und war nun als leidenschaftliche Esserin richtig deprimiert. Dazu gesellten sich abwechselnd Erkältungssymptome wie Halsschmerzen und Schnupfen. Dass es für mich jedoch noch schlimmer sein sollte, permanent mit dem völlig unausgelasteten Kleinkind „eingesperrt“ zu sein, als keine Schokoi mehr zu schmecken, hätte ich nie gedacht.

Mein Mann musste weiterhin im Homeoffice arbeiten und so schlug ich mich mit little boy durch den Tag. Einmal am Tag schaute er mit mir trash TV, in der Hoffnung diese Stunde für mich als Ruhepause zu haben, doch wenn es keine Kindersendung war, tobte er trotz Fernsehen fleißig auf mir herum.

Für Bastelarbeiten konnte ich mich nicht immer motivieren (little bleibt nicht lange bei der Sache und die Sauerei danach ist meistens riesig). Seine Power konnte er schließlich nur dadurch loswerden, indem er mich auf Schritt und Tritt durchs Haus verfolgte und wie ein Schatten mein steter Begleiter war (und immer noch ist). Bis auf ein paar Yogaübungen für meinen verspannten Rücken machte ich also nichts- was mir durch Kind vorkam wie eine Menge.

Was das Ganze mit Yoga zu tun hat?

Irgendwann fiel mir auf, dass ich es von unserem Alltag und Leben mit Kind nicht mehr gewohnt war, nichts zu tun. Jetzt wurde ich also räumlich und körperlich dazu gezwungen zu lernen, was nichts tun wirklich bedeuten sollte… .

Wenn man krank ist und noch dazu einen Virus in sich trägt, muss man sich wirklich schonen, was einem gleichzeitig auch die absolute Erlaubnis zur völligen Ruhe erteilt. Das schien mein umtriebiges Gemüt wohl gebraucht zu haben für einen Reset.

Mir wurde so sehr bewusst, dass ich mich unter normalen Umständen andauernd beschäftigte. Ob mit Haushalt oder Spielplatzbesuchen, Outdooraktivitäten, oder dem Schreiben von Nachrichten, andauernd war ich im Fluss und wurde nahezu mitgerissen vom Leben. Dann kam die Quarantäne und Momente, Minuten der Stille.

Zeiten in denen ich „nichts tat“, was so nicht stimmt, allerdings fühlte es sich für mich so an. Ich beobachtete unser Kind, starrte aus dem Fenster und dachte an -nichts.

Lag im Bett und starrte durch das Dachfenster in den Himmel, beobachtete Vögel, saß auf einem Stuhl, hörte Kindergeschichten und merkte, dass ich zuvor in meinem Leben viel weggerannt war.

Angeleitete Meditationen haben ihre Berechtigung. Sie können beruhigen, ablenken, bewusstseinsaktivierend sein und zu mehr Achtsamkeit und dich an schöne Orte führen, allerdings haben sie mich noch nie zu mir geführt und mit der Frage konfrontiert: Wovor rennst du weg?

Ist es die Gesellschaft, die mir beigebracht hat, dass selbst bei meinen künstlerischen Tätigkeiten ein Produkt dabei herauskommen müsse? Dass das Spielen mit meinem Kind möglichst sinnvoll sein solle und jedes neuangefangene Projekt gelingen

योगश्चित्तवृत्तिनिरोधः
yogaś-citta-vṛtti-nirodhaḥ

Yoga Sutra, 1.2

Was ich leider erst so richtig durch Corona und Weihnachten komplett ohne Ablenkung und Familienbesuche gelernt habe, ist, „zu sein“. Das ist das coolste Geschenk, dass ich mir machen konnte.

Das heißt nicht, dass es nicht super ätzend ist und war, mit einem hyperaktiven Kind 24/7 zu verbringen- auch wenn ich ihn liebe.

Es bedeutet auch nicht, dass mir nicht manche Dinge gefehlt haben. Trotzdem musste ich diese Lektion lernen, um mich weiterentwickeln zu können. Auch wenn ich lange 10 Tage fast =) keine Yogaübung gemacht habe, resümiere ich deshalb:

Ich lebe, also bin ich und das reicht.
Yogischer geht es fast nicht.

Du kannst jederzeit „sein“. Ohne Krankheit oder Quarantäne, ohne etwas erfüllt zu haben.

„Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedankenwellen im Geiste.“

Yoga Sutra, 1.2

Ich wünsche dir, dass du in deiner aktuellen Lebenssituation durch diesen Artikel dazu angeregt wirst, was Yoga bedeutet und du dadurch vielleicht zu einer ganz anderen Yogapraxis gelangst- in Zeiten von Corona oder anderen Turbulenzen des Lebens.

Deine Janina

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